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1991 1994

Episode 20: Duschen mit Knall

Probleme mit der Wasserversorgung. Vlad Dracul, äh, Putin sorgt jetzt dafür, dass wir in Berlin das Kaltduschen mit reduzierter Wassermenge üben, brrrr.

Wunder der Technik: Eine Dusche in München 🙂

Berlin und Odessa haben seit je her Probleme mit der Wasserversorgung. Vlad Dracul, äh, Putin sorgt jetzt dafür, dass wir in Berlin das Kaltduschen mit reduzierter Wassermenge üben, brrrr. Da bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich im Odessa der 90er Jahre sammeln durfte.

Eingeseift stand er 1991 unter einer Wohnheimdusche, unser C. Nicht nur den Rumpf in Schaum gehüllt, sondern auch den üppig behaarten Kopf. C. hatte reichlich Osteuropa-Erfahrung. Was ihn aber beim zweiten Öffnen der Wasserhähne erwartete, war dennoch eine Überraschung. Was vor dem Einseifen noch für Heiß und Kalt gestanden hatte, stand jetzt für – Zitat – cold und extra-cold. Fluchend rieb sich C. mit einem raubürstigen Handtuch den Schaum von Head & Shoulders sowie vom ganzen Rest.

Das war Anfang September. Jedenfalls in den 90ern begann da mancher Frühherbst-Tag in Odessa mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, um    nachmittags mit hochsommerlichen Temperaturen aufzuwarten. Später am Tage wäre daher eine kalte Dusche oft gar nicht so übel gewesen. Aber morgens? Wie unangenehm.

(Musik: Haydn-Motiv)

Drei Jahre später. In einem total heruntergekommen Zimmer im selben Wohnheim war die Dusche bestimmender Teil einer Sauna mit integriertem Zoo. Heißes Wasser tröpfelte rund um die Uhr aus dem Dusch-Schlauch, was die Tarakány ganz kirre machte. Tarakány ist das russische Wort für Kakerlaken. Die sind total harmlos und huschen normalerweise schnell weg, wenn man sich bewegt. In der Duschraum-Sauna waren sie dagegen sehr zutraulich und kamen auf einen zu. Vielleicht wollten sie ja gefüttert werden.

Ich gab ihnen nichts und übersiedelte bald in die Tschizhikov-Straße. Die dortige Familienwohnung hatte ein kleines aber sauberes WC mit sehr wenigen tarakanischen Besuchern. Und eine Nasszelle mit ausrangierter Toilettenschüssel, elektrischer Mini-Handwaschmaschine und eben einer Dusche. Die Dusch-und-Wasch-Nasszelle wurde durch zwei Holzwände von der umgebenden Küche abgegrenzt. Das Heißwasser für Küche und integrierte Dusche kam aus einem Gas-Durchlauferhitzer, der über dem kleinen Küchentisch an der Wand hing. Gas war so billig wie Leitungswasser – aber man sollte beide nicht zu sich nehmen, wie uns die Hauswirtin einschärfte.

Im Fall des Trinkwassers eine leichte Übung: Wasser, das man trinken will, in den Topf, abkochen, abkühlen lassen, Kaliumpermanganat rein, fertig. Schmeckt nicht wirklich gut, aber man kann‘s unbesorgt trinken.

Gas schnuppern vermeiden die meisten von Haus aus. Wenn es trotzdem passierte – und es passierte! – dann gab es zwei Dinge zu tun: Erstens gerade Duschenden den Marsch blasen, weil er beziehungsweise sie die Kopplung zwischen maximal einzustellendem Wasserdruck und Gaszünder vergessen hatte. Und nach dem Meckern Schritt Zwei: Nichts wie raus aus der Küche und dabei Petja ins Zimmer rufen, dass Rauchen gerade keine gute Idee ist.

Ich bekenne mich schuldig, ein einziges Mal den Wasserdruck vernachlässigt zu haben. Glücklicherweise war die Hauswirtin gerade in der Küche und konnte sofort eingreifen. Also meckern und rauslaufen, dazwischen aber noch das Fenster weit öffnen. Nix passiert.

Bei anderen, gerade bei Übernachtungsgästen, endete so manche Morgendusche mit einem Knall am Küchentisch. Stets ohne Verletzte. Aber Schreck und Mecker gab’s trotzdem. Von unserer die Küche regierenden Gräfin, der wunderbaren Hundedame Markísa. Puff macht wuff. So war das in Odessa. Vielleicht sollte mal jemand Putins Hunden sagen, dass ihr Herrchen mehr als nur Puff macht. Mit Wuff ist es da nicht getan, eher braucht’s den Hundez… – Abspann 😉

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