
Oje, was für ein seltsamer Episodentitel. Aber bei der vorläufig letzten Folge meines Odessa-Podcasts erlaube ich mir das einfach mal.
Oje, was für ein seltsamer Episodentitel. Aber bei der vorläufig letzten Folge meines Odessa-Podcasts erlaube ich mir das einfach mal.
Der Titel ist eine Nebelkerze. Für den großzügigen Einsatz verbaler Nebelkerzen war ich in den Neunzigern bei Freunden in Regensburg bekannt. Heute bewege ich mich in das Jahr 1993 zurück.
Die deutsche Redewendung, nach der die Welt klein sei, gibt es auch im Russischen. Nur dass die Welt hier eng ist, nicht en miniature. In Episode 38 geht es um kleine Geister mit engem Weltbild.
Kennt Ihr das auch? Ihr wollt eine Pyramide bauen, legt hoffnungsvoll das Fundament, baut mit Schmackes bis zur zentralen Kammer und dann… haut‘s einfach nicht hin? – So ging es mir mit Episode 37 beim ersten Anlauf.
Vorab eine Entschuldigung wegen der ausgefallenen Folge vom 18. März. Auch ein Hippie muss mal Ihr wisst schon. Und auch ein Podcaster bekommt mal eine Diagnose, die er erstmal verdauen muss. Aber Gefahr erkannt, Gefahr im Griff. Es geht weiter.
Was bisher geschah: Slavistik-Studentin Erika, die anders hieß und Germanist Thorsten, der immer noch so heißt, brachten 1991 einen jungen ukrainischen Grenzbeamten aus dem Konzept. Er hielt sie für Bonnie&Clyde und verdächtigte sie des verbotenen Waffenbesitzes im Fahrzeug, hier einem Zug von Odessa über Kiew nach Prag. Die Spannung im Abteil stieg.
Listig sah meine zugreisende Outlaw-Schwester mich an. Und raunte mir zu: „Wir beide: Bonnie und Clyde“.
Auf dem ehemaligen Kolchosen-Markt Privōz gab es Mitte der Neunziger fast alles: Schlachtwarmes Fleisch, frische und erbärmlich stinkende Fische, zart duftenden Landhonig und – alle nötigen Zutaten für Uzhāssnyj Tschaj, schrecklichen Tee.
„…Drei Tage am Meer / und ich weiß wieder wer / ich bin…“ – So heißt es in einem Lied des Kölner Trios AnnenMayKantereit. Anfang des Jahres (gemeint ist hier 2024) wurde das zu meiner persönlichen Hymne. In den 90ern gab es AnnenMayKantereit noch nicht.
Was sagt meinem Publikum der Begriff „Miliz“? Mir sagte das Wort 91 nichts.
Das Jahr 2024 erfreute Berlin kurz nach Jahresbeginn mit Blitzeis. Und füllte seine Rettungswagen. So manche Zunge hätte am Asphalt festfrieren können, wenn man besonders unglücklich fiel. Dreißig Jahre früher hatte es in Odessa mit Bodenfrost und Eis-Schlecken eine andere Bewandtnis. Das war ein Dreamteam!
Weihnachten in Sack und Asche. Das Fest der Familie als Bußübung? – Nein, nicht wirklich.
Das Jahr 2023 geht heute zu Ende, das Jahr 5784 dauert noch bis zum 2. Oktober. Des neuen Jahres nach christlicher Zeitrechnung. Anno Domini 1995 brachte mich der jüdische Kalender ordentlich ins Trudeln.
Alles schön der Reihe nach – lernte ich als Kind in Deutschland.
Alles schön zeitlich durcheinander – lernen Filmfans bei Quentin Tarantino.
Der Episode 28 abschließende dritte Teil orientiert sich eher am Splatter-freudigen Regisseur. Aber keine Sorge: Mein Schurke ist friedlich. Na ja, beinahe.
Dieser Episodenteil ist dem Andenken von Sabine Katz gewidmet.
Es war einmal… – unsere Lehrerin sagte uns, dass Märchen in Deutschland immer so anfangen.
Ich ging im Süden Odessas zur Schule, damals in den 90ern. In die Schule Nummer 25.
… ist wieder ein Zweispänner. Und die Heldin der Trilogie, die israelische Sprachlehrerin und Kibbuz-Winzerin Ajeleth, kommt erst im zweiten Teil zum Zuge. Bevor wir uns in Episode 29 würdig von ihr verabschieden – müssen. Vielleicht ja nur bis nächstes Jahr in Jerusalem?
Was bisher geschah… Im Bejt Ulpán, dem Jüdischen Kultur- und Bildungszentrum Odessa Mitte der 90er Jahre, hatte ich am Schwarzen Brett ein Kursangebot gesehen: Ivrith für Anfänger.
Viele Jahre lang mussten sich meine Schüler:innen mit Ajeleth herumschlagen. So war – und ist – der Name eines Schulungssystems der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker GmbH & Co. KG in München. Wie dieses Onlinesystem zu seinem Namen kam, darum geht es in Episode 27 Ajéleth ha moráh.
То все будет нормально – „dann wird allit juut!“ würden meine Ur-Berliner wahrscheinlich sagen. 1995 war es in Odessa im Innenhof des Bejt Ulpán etwas anders gemeint.
Schluss mit pppp – Pianissimo Podcast-Pause. Zur Einführung eine kurze Erklärung, wie es zum Schweigen zwischen November-Mitte 2022 und Oktober-Ende 2023 kam.
Proschtschú proschtschénija! Ich bitte um Entschuldigung – und zwar wegen der verspäteten Ausgabe! Aber das passiert jedem Künstler einmal. Anno 2008 sogar der Gruppe Bi2.
Stolz war er, El Macho, stolz auf seinen Körper. Und auch sonst ein echter Mann, ganz nach Hauswirt Valerijs Herzen. Wie ich ihn brach, darum geht’s heute im Odessa-Podcast.
Volkssport Nummer Eins im Odessa der 90er – Schimpfen. Ab und zu unter Gefahr der spontanen Eheschließung.
Otdáj kostotschku, otdáj! – Knurr.
Was nach einer missglückten Horrorfilm-Synchronisation klingt, ist nur die getreue Wiedergabe einer alltäglichen Szene aus dem Hause K. in Odessa.
Berlin und Odessa haben seit je her Probleme mit der Wasserversorgung. Vlad Dracul, äh, Putin sorgt jetzt dafür, dass wir in Berlin das Kaltduschen mit reduzierter Wassermenge üben, brrrr. Da bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich im Odessa der 90er Jahre sammeln durfte.
„Heute lieber nicht Rjazhenka!“ – Das bekam ich an einem herbstlichen Morgen zu hören. Auch im vor-hochkapitalistischen Odessa hatte es Vorzüge, Bester Kunde zu sein.
Ich telefoniere nicht gerne. Auf diesen Verständigungsweg lasse ich mich nur ein, wenn es zwischenzeitlich nicht anders geht. Wie 1995 mit Aleksandr Abrámovitsch Rojsin sichronó li-vracháh.
„Philosophen find‘ ich gut. Jeder sollte sich einen halten.“
Der das im Zug von Lemberg, heute Lviv, Anno ‘92 sagte, war ein von sich überzeugter frischgebackener Pharmazie-Student. Nennen wir ihn hier Bolle.
Mne nravitsja tut – mir gefällt es hier. So drückte es ein junger Mann aus, der uns in der Ulitsa Tschizhikova besuchte. Sein Wesen: die Gutmütigkeit in Person. Sein Job: schwer bewaffneter Wachmann in einer Bank. Ratatata?
Sommerzeit, Urlaubszeit, Rundenpause? – Nicht für mich. Zumal meine Sommerferien längst vorbei sind. Also: frisch ans Ring-Mikro. Heute in der Lautwert-Arena: Sr. Hildegard vs. Otéts Jevlógij.
„Die sind einfach ganz anders drauf!“ sagte meine beste Freundin zu Studienzeiten, die liebe U., damals noch Z. – Sie meinte damit die große Zhanna Bitschéwskaja. Die ich einige Jahre später einmal live erleben sollte. In der Philharmonie von Odessa.
Es muss nicht die eigene Eheschließung sein, um ein Highlight zu erleben. Heute im Podcast: Eine ländlich ukrainische Vessílja.
Slawische Sprache – schwere Sprache. Das gilt gleichermaßen für das Russische wie das Ukrainische. Was das Ganze besonders schwer macht, ist der Verbal-Aspekt. Gastdozent heute: Vater Alekséj Filózof seligen Angedenkens.
Techno mag ich am liebsten unplugged. Im Odessa der frühen 90er Jahre hätte dieser Scherz nicht gezogen. In meiner Wahlheimat Berlin mache ich mich damit heute zwar unbeliebt. Aber ich muss mich nicht wie Anno ’92 vor Entführung fürchten. Obwohl – Wenn der Strom-Mann zweimal klingelt, ist es vielleicht…
Gar nicht harmlos, so eine Fahrt von Odessa nach Ivanofrankivsk. Anno 1995 ging der Chef der Caritas Odessa noch das geringste Risiko ein. Für seine zwei Begleiter, einen polnischen Salesianer und mich, hätte das gefährlich werden können, brandgefährlich.
Belgorod Dnjestróvskij – die Weiße Stadt am Dnjestr. Schon Episode 2 spielte in der Nähe. Aber ich sollte in späteren Jahren noch einige Male dahin fahren. Per Elektrítschka, was E-Lok-Zug bedeutet. Um eine dieser Fahrten geht es heute in Episode 9.
Ich war jung. Ich war verliebt. Bis über beide Ohren. Und ich war – ganz unten. Im Keller des Literaturmuseums von Odessa.
„Dieses Kunststück kann ich auch vorführen.“ – Der das nach eigener Aussage einem ungläubig staunenden Deutschen gesagt hatte, war ein Poet aus der Literaturstadt Odessa. Das Kunststück war eine Stopka. Was ist das?
Odessa ist vieles, aber nicht sonderlich grün. Es gibt Parks, auch am Schwarzen Meer, Stichwort Arkadija. Wo zu sowjetischen Zeiten alte Seebären für immer an Land gingen. Weißbärtige Seefahrer – heute eine aussterbende Art. In den Neunzehnhundert-Neunzigern gehörten sie noch zum lebendigen Stadtbild Odessas.
Als mein Vater von mir noch nichts ahnte, weil Zwölfjährige eher selten an Nachwuchs denken, durfte er nur glaubensstärkende Kinofilme sehen. Mit Sandalen und Haudrauf-Geräten. Beides gab es anno 1995 in Odessa zwischen Hafen und katholischer Pfarrkirche nicht. Aber trotzdem filmreife Szenen.
Längst sind in Odessa Cafés und Lokale aus dem Boden gesprossen, die Metropolen alle Ehre machten. Anno 1991 sah das noch bescheidener aus, aber nicht weniger gastfreundlich.
Klein aber oho – das traf auf mich nie zu. Umso mehr auf Sr. Elisabeta, der diese Odessa-Podcast-Episode gewidmet ist.
Am Sandstrand wird Vergänglichkeit vorgeführt – rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit. Aber wirklich vergänglich ist hoffentlich nur die menschengemachte Gewalt. Die Freiheit der Wellen spült sie irgendwann weg.
Von Anfang an reiste ich am liebsten per Zug nach Odessa. Wer die Episode »Roma« anhört, ahnt vielleicht, warum.